Seitdem der Grünen-Politiker Volker Beck Anfang März mit 0,6 Gramm einer betäubungsmittelverdächtigen Substanz – vermutlich Crystal Meth – in Berlin erwischt wurde, ist diese Droge landesweit im Gespräch. Vielleicht das politische Ende eines Mannes, der immer für eine liberale, eine alternative Drogenpolitik gestritten hat. Aber das ist ein anderes Thema. Wir wollen hingegen wissen, was Crystal Meth überhaupt ist, wie es hergestellt wird, wie gefährlich es ist und was dauerhafter Konsum für Abhängige bedeuten kann.
Was Crystal Meth ist und wie es angewendet wird
Die Droge gehört zur Gruppe der Methamphetamine, sie wirkt nicht halluzinogen, sondern euphorisierend. Ecstasy und Speed, beides ebenfalls Amphetamine, wirken ähnlich. „Meth“ oder „Crystal“, wie es auch genannt wird, kann tatsächlich aus Hustensaft hergestellt werden, indem man die enthaltenen Ephedrine mit Jodwasserstoff reduziert. Wer Crystal Meth konsumiert, tut das, indem er die Substanz schnupft, raucht, oral einführt oder sie, in Wasser gelöst, spritzt. Dringender Hinweis: bitte nicht zuhause nachmachen. Die Folgen sind fatal, darauf kommen wir weiter unten noch zu sprechen.
Die chemische Verbindung Crystal Meth
Physische und psychische Wirkungen
Crystal bewirkt, dass die Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet werden, die Nerven produzieren Adrenalin. Die körperlichen Reflexe bleiben nicht aus: Atmung, Puls und Stoffwechsel werden schneller, mit der Körpertemperatur steigt auch der Blutdruck, weil sich die Blutgefäße verengen, die Pupillen erweitern sich. Gefühle wie Müdigkeit, Durst und Hunger werden wie das Empfinden von Schmerz durch Meth unterdrückt. Leistungsfähigkeit, Konzentration und Aufmerksamkeit erhöhen sich signifikant – das ist der Grund, weswegen Crystal Meth konsumiert wird. Infolge dieser Symptome kommt es zu einem übersteigerten Selbstbewusstsein und zu Euphorie.
Schon geringe Dosen können extrem wirksam sein
Während Anfänger maximal fünf bis zehn Milligramm einnehmen, gewöhnen sich Abhängige an bis zu 40 Milligramm pro Dosis. Schwerstabhängige benötigen deutlich höhere Mengen. Crystal Meth wirkt außerdem schon in viel niedrigerer Dosis als Speed. Wie schnell sich die Wirkung einstellt, hängt von der Art der Einnahme ab.
Wer Meth raucht oder schnupft, spürt die ersten Symptome nach drei bis zehn Minuten, wie drugscouts.de feststellt. Die orale Einnahme entfaltet ihre Wirkung nach etwa einer halben Stunde. Wer sich Crystal direkt in die Blutbahn injiziert, ist schon nach wenigen Sekunden high. Die Wirkungsdauer hängt von der eingenommenen Menge ab – niedrige Dosen halten vier, mittlere zwölf und sehr hohe Mengen länger als 24 Stunden vor.
Klingt bis hierhin harmlos? Ein verhängnisvoller Irrtum
Wer jetzt denkt, dass das alles gar nicht soooo schlimm klingt, hat die Rechnung ohne die Nebenwirkungen gemacht. Denn davon gibt es jede Menge, die entweder kurzzeitig auftreten oder langfristig bleiben. Die kurzzeitigen Begleiterscheinungen reichen von brennenden Schleimhäuten in Rachen und Nase über eine innere Unruhe, Nervosität und Zittern bis hin zu Störungen der Konzentrationsfähigkeit. Auch der Schlaf wird mitunter massiv beeinträchtigt. Das Kurzzeitgedächtnis kann üble Aussetzer haben, Muskeln und Kopf schmerzen oft – und manche Konsumenten leiden unter einer verstärkten Aktivität der Kau-Muskeln. Wem das noch nicht reicht, sei daran erinnert, dass es auch zu Herzrhythmusstörungen kommen kann.
Methamphetamin in reinster Form
Richtige Gefahr droht, wenn die Dosierung zu hoch ist
Wer Spaß hat an dieser Stelle schon längst aufgehört, aber so richtig böse kann es werden, wenn eine Überdosis im Spiel ist. Da sind Schwindelgefühl, Zittern, Schwitzen, Fieber und Angstzustände noch die kleineren Übel. Wer bisher keinen Arzt konsultiert hat, sollte das schleunigst tun, denn die Überdosis führt ansonsten wahrscheinlich zu Halluzinationen – obwohl Crystal Meth, wie eingangs geschildert, gar nicht zu den Halluzinogenen gehört. Weil sich dazu meist auch heftiger Schlafmangel gesellt in Verbindung mit verminderter Aufnahme von Nährstoffen, sind Paranoia und psychotische Zustände keine Seltenheit. Lässt dieser Zustand nach, so folgen an den Tagen danach oft Trägheit, Heißhunger, Phasen von Depression und Langschlafphasen – bis zu 30 Stunden.
Unübersehbare Langzeitschäden
So hart es klingen mag, aber die Wirkungen, die kurzzeitig auftreten oder durch eine überhöhte Dosis hervorgerufen werden, sind im Vergleich zu den Langzeitwirkungen beinah harmlos zu nennen. Das gilt gerade dann, wenn Crystal oft und in hoher Konzentration konsumiert wird. Der Körper ist dann so angreifbar, dass der heftige Verlust an Körpergewicht nicht nur zu einer Immunschwäche führt, sondern auch zu stark erhöhtem Blutdruck und Überbelastung des Herzens. Magenschmerzen sind oft nur die Vorboten eines Magendurchbruchs – gleichzeitig treten nicht selten Schäden an den Nieren und dem Gebiss auf. Manchmal fangen die inneren Organe auch unvermittelt an zu bluten. Nach einer gewissen Zeit des Konsums sind die physischen Schäden dann nicht mehr zu übersehen: Die Zähne fallen aus, es kommt zu Lähmungen und Schlaganfällen. Hirnblutungen oder zumindest irreversible Schäden im Gehirn bleiben nicht aus.
Fazit
Die Conclusio sieht natürlich düster aus – so billig Meth im Vergleich zu anderen Drogen auch ist, so schadhaft ist es. Manchen Konsumenten sieht man die Abhängigkeit schon nach wenigen Monaten an, das Gesicht wird von Furchen zerklüftet, sobald die aufputschenden Wirkungen geringer Dosen nicht mehr verfangen. Die Toleranzentwicklung ist bei Crystal Meth sehr hoch. Das heißt, dass die Dosen sehr schnell sehr stark erhöht werden müssen, damit die gleiche Wirkung eintritt.
Was denkt ihr über die „Modedroge“? Ist sie so gefährlich, weil sie für fast jedermann erschwinglich ist? Oder weil das öffentliche Bewusstsein für Crystal Meth noch nicht besonders groß ist? Sagt uns eure Meinung und diskutiert fleißig mit!
Quelle Titelbild: Wikicommons/Psychonaught