Im Norden des afrikanischen Namibias liegt die Skeleton Coast – die Skelettküste. Eine Gegend, die portugiesische Seefahrer einst als Tor zur Hölle bezeichneten. Die Einheimischen glauben „Gott hat die Skelettküste erschaffen, als er gerade wütend war“. Während im südlichen Teil der Küste ein beliebtes Naherholungsgebiet liegt, ist der Nordteil gespickt mit Skeletten zahlreicher Tiere und Menschen sowie den Wracks verunglückter Schiffe.
Die Skelettküste zeichnet sich vor allem durch ihre unwirkliche Küstenlandschaft aus. Kilometerlange sandige Ebenen und Salzpfannen erlauben nur den am besten an diese lebensfeindlichen Bedingungen angepassten Tieren und Pflanzen zu überleben. Während sich die Sicheldünen eindrucksvoll je nach Windrichtung ständig neu formieren, begeben sich Schakale auf Futtersuche, Geisterkrabben krabbeln die Küste entlang und Wüstenelefanten bahnen sich ihren Weg durch die Einöde. Gerade letztere haben sich hervorragend an die fordernden klimatischen Bedingungen der Skelett Küste angepasst.
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Mit ihrem kleineren Körper und den breiteren Füßen gelingt es ihnen auf der Suche nach Wasser und Nahrung bis zu 70 Kilometer am Tag zurückzulegen – Artgenossen in anderen Gebieten schaffen gerade einmal 10 Kilometer. Zudem können sie bis zu vier Tage ohne Wasser auskommen, während normale Elefanten täglich etwa 160 Liter davon benötigen. Nur so ist die Tortur aus extremer Hitze und kaum vorhandenem Niederschlag ab der Skeleton Coast zu überstehen. Doch nicht alle Geschöpfe meistern diese Hürde – unzählige Kadaver und Skelette zeugen von den Qualen, die die Umgebung der Skelettküste über ihre Bewohner bringen kann.
Doch nicht nur Tiere fanden hier den Tod. Nebel, heftige Brandung und unberechenbare, starke Strömungen machen die Skeleton Coast seit jeher zu einem Wagnis für die Seefahrt und sorgten für den weltgrößten Schiffsfriedhof. Mehr als hundert Schiffe sind in den vergangenen drei Jahrhunderten in den wilden Fluten des Benguela-Stroms gestrandet. Aber auch Piloten verloren durch den dichten Nebel die Kontrolle über ihre Maschinen und stürzten ab. Wer das überlebte, war dennoch dem Tode geweiht. Auf Salzwasser folgt Wüste und sonst nichts – an der Skelettküste gibt es nur Einsamkeit und die raue Natur. So ragen neben tierischen Überresten auch menschliche Gebeine aus dem feinen, rötlich anmutenden Wüstensand hervor.
Abseits dieses tristen Niemandslandes, weiter im Süden, bietet sich ebenfalls eine spektakuläre Kulisse. Die außerordentlich reichen Fischgründe lockten neben zahlreichen Anglern auch eine riesige Schar Ohrenrobben an. In gigantischen Kolonien, die bis zu 100.000 Tiere zählen können, bevölkern sie die Atlantikküste Namibias.
Beitragsbild: Flickr Nutzer Diana K