Cambridge Analytica – Was steckt hinter dem Unternehmen?


Bei dem Namen Cambridge Analytica läuft es Kennern eiskalt den Rücken herunter. Denkt man an das Unternehmen aus London, hat man Fantasien von einer dystopischen Zukunft, in der Big Brother die Menschen kontrolliert und steuert wie Cavaliere Cipolla in Thomas Manns Roman „Mario und der Zauberer“. Aber was steckt hinter dem Unternehmen und warum hat es eventuell die Macht, den Präsidenten in den USA zu bestimmen? Wir erzählen es euch.

Big Data als Schlüssel zum Erfolg

Bevor man verstehen kann, worin die Macht von Cambridge Analytica liegt, müssen zunächst einige wichtige Zusammenhänge geklärt werden. In den letzten Jahren wurde immer wieder ein Begriff in den Raum geworfen, der die Zukunft der Menschheit revolutionieren soll: Big Data. Hierbei geht es um unseren digitalen Fußabdruck, den wir in dieser Welt hinterlassen. Egal ob eine Suche bei Google, ein Like bei Facebook oder unserer Lieblingsmusik bei Spotify – wir überreichen den Technologie-Unternehmen dieser Welt ein ziemlich genaues Bild von den Dingen, die wir lieben und denen die wir hassen. Es hat nicht lange gedauert bis die ersten Unternehmen den Wert dieser Informationen erkannten und daraus ein Geschäftsmodell entwickelten.

Google zeigt den Nutzern abhängig von ihren Suchanfragen die passende Werbung an, Facebook zeigt euch die Werbung in Abhängigkeit eurer Likes und Netflix schlägt euch neue Serien anhand eures bisherigen TV-Verhaltens vor. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich entscheiden aber gefährlich wird es spätestens dann, wenn man versucht mit diesen Informationen die Wählermeinung zu beeinflussen oder sogar Präsidenten zu bestimmen und genau hier tritt Cambridge Analytica auf die Bühne.

Die Nachteile einer digitalen Gesellschaft

Man kann über die digitale Gesellschaft sagen was man will, aber Tatsache ist, dass sich ein Großteil unseres Lebens in das Internet verschoben hat. Dabei geht es nicht nur um Musik, Filme oder soziale Netzwerke sondern auch um Wahlen. Die werden nämlich schon lange nicht mehr nur in der analogen Welt ausgetragen, sondern auch auf digitalem Boden. Insbesondere der Wahlkampf von Hillary Clinton und Donald Trump hat eines gezeigt: Wer der nächste Präsident der USA werden möchte, muss die Wähler auf Facebook und Co. erreichen und mithilfe von Big Data ist das einfacher, als man denkt.

Grundlage für die direkte Wählerbeeinflussung im Internet sind u.a. die wissenschaftlichen Bemühungen von Michal Kosinski, einem Experte für Psychometrik. In seinen Forschungen beschäftigte er sich mit der Frage, ob man die Vorlieben und Abneigungen – ja sogar die politische Haltung – eines Menschen anhand der eigenen Facebook-Likes bestimmen kann und das Resultat war erschütternd. Er und sein Team kommen zu dem Ergebnis, dass man bereits anhand von 68 Likes mit 95-Prozentiger Wahrscheinlichkeit die Hautfarbe eines Menschen bestimmen kann, die sexuelle Ausrichtung (88% Trefferquote) oder deren politische Grundausrichtung (85% Trefferquote). Wer noch mehr über einen Menschen wissen will – z.B. ob er raucht oder nicht, seinen religiösen Glauben, seinen Drogenkonsum oder einfach nur ob seine Eltern geschieden sind oder nicht – muss einfach mehr Likes von der entsprechend Person sammeln. Schon mit mehr als 300 Likes weiß man mehr über einen Menschen als es derjenige über sich selbst zu glauben denkt. Man kann vorhersagen, wie er auf bestimme Dinge reagiert oder sogar wie sein Wahlergebnis ausfallen wird, wenn man ihm nur ganz bestimmte selektive Botschaften eines politischen Kandidaten mitteilt.

Wer sein Leben übrigens selbst gern einmal anhand seiner Likes einschätzen lassen möchte, der kann das hier bei der University of Cambridge machen. Bei mir konnte bereits mit 34 Likes ein sehr genaues Bild von mir und meinen Vorlieben bestimmt werden.

Cambridge Analytica – die politische Suchmaschine

Möchte man nun die politische Ausrichtung eines Menschen wissen, dann ist Cambridge Analytica genau das richtige Unternehmen hierfür. Bei immer mehr Wahlen wurde das Unternehmen damit beauftragt das digitale Marketing zu verbessern. Es half Donald Trump genau die richtige politische Botschaft unter seinen Wähler zu verbreiten und auch Boris Johnson den Brexit für die Bewohner Großbritanniens schmackhaft zu machen. Das besondere dabei: Dank Facebook und Co. muss die jeweilige Partei nicht immer nur eine Werbebotschaft in die Welt verbreiten. Nein sie kann tausende Informationen veröffentlichen, die exakt auf das psychologische Profil der jeweiligen Person zugeschnitten ist. Jemand der gegen den Zustrom von Flüchtlingen ist, erhält Botschaften der Partei, die diese Meinung stärken und jemand der gegen einen Kriegseinsatz ist, bekommt stattdessen hierfür Botschaften.

Cambridge Analytica hat die Art und Weise, Wahlkampf zu betreiben, perfektioniert. Die Wähler erhalten nur die Informationen, die sie sehen sollen und alles andere wird vor Ihnen ausgeblendet. Wähler mit mexikanischen Hintergrund erhalten die Information, wie Trump sich für sie einsetzen möchte und alle andere Wähler erhalten Botschaften, in denen erklärt wird eine große Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen.

Fluch oder Segen?

Bei so viel Manipulation denkt man natürlich schnell an den anfangs erwähnten Zauberer Cavaliere Cipolla, der den ahnungslosen Mario verzaubert hat, also an Big Brother, der die Gefühle seiner Bewohner manipuliert. Aber ist das wirklich so? Natürlich mag die Technologie von Cambridge Analytica die Macht haben, Menschen zu manipulieren aber was ist eigentlich, wenn ein zweites Unternehmen genau dieselbe Dienstleistung anbietet, nur für die Gegenpartei? Dann hören die Wähler plötzlich nur noch das Beste von der eigenen Partei und das schlechteste von der Gegenpartei. Klingt fast so, als wäre der Wähler somit mehr aufgeklärt über die jeweiligen Parteien. Ob das am Ende aber wirklich so kommt, mag noch in den Sternen stehen. Und was ist mit kleinen aufstrebenden Parteien, die sich ein Unternehmen wie Cambridge Analytica nicht leisten können? Die hätten immer weniger Chancen gegen die großen, bereits etablierten Parteien und die politischen Vielfalt würde somit großen Schaden nehmen.


Unternehmen wir Cambridge Analytica besitzen viel Potential Schaden anzurichten aber auch eine kleine Chance die Welt zu verbessern. Am Ende muss aber jeder selbst entscheiden, wie er seine eigene Wahlmeinung bildet. Vielleicht sollte man nicht auf alles vertrauen, was auf Facebook und Co. steht und ein wenig mehr den klassischen Medien folgen, um sich ein eigenes Bild machen zu können. Was sagt ihr aber zu Cambridge Analytica? Fluch oder Segen? Wir sind auf eure Meinung gespannt. Schreibt sie uns doch einfach in die Kommentare und lasst uns diskutieren.

Titelbild: CA Youtube

Robby

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