Der 41. Präsident der Vereinigten Staaten hieß George Bush, genauer gesagt George Herbert Walker Bush. Die Geschichte, die wir hier erzählen, hat mit Politik allerdings nichts zu tun. Sondern eher mit einem Nachtmahr, wie er für Menschen schlimmer kaum sein könnte.
George Bush ging wegen Pearl Harbor zur US Navy
Am 7. Dezember 1941 flog Japans Luftwaffe einen verheerenden Angriff auf die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Doch zeitigte das Ereignis weitere Folgen – es war der Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs. Am Tag darauf nämlich traten die USA in den Krieg ein und erklärten Japan den Krieg. Japans Verbündete, die Achsenmächte Deutschland und Italien, erklärten den USA daraufhin am 11. Dezember den Krieg. Die langfristige Wirkung war natürlich die Befreiung Europas vom Faschismus und Nationalsozialismus. Die kurzfristige Wirkung: George Bush trat als jüngster Pilot kurz vor seinem 19. Geburtstag im Juni 1943 in die US Navy ein.
Im September 1943 wurde er auf den Flugzeugträger USS San Jacinto versetzt. Das Schiff spielte im Pazifikkrieg gegen Japan ab Juni 1944 eine gewichtige Rolle. George Bush kam zunächst als fotografischer Offizier zum Einsatz, doch schon bald machte er Aufklärungsflüge und geriet in Luftkämpfe.
Die Kollegen waren in der Hölle
Jetzt war es nicht mehr weit, bis ein Alptraum beginnen sollte. Nicht nur für George Bush selbst, sondern auch für acht seiner Kameraden. Die Insel Chichijima, 1.100 Kilometer südlich von Tokio, hatte die Achsenmacht zur wichtigsten Kommunikationsstelle ihrer Marine im Pazifik aufgebaut. Und die spuckte den Amerikanern immer wieder in die Suppe. Der Navy war sie ein Dorn im Auge, der beseitigt werden musste. Also flogen die Flyboys im September 1944 Luftangriffe auf das zu den Bonin-Inseln gehörende Eiland.
George Bush hatte in den zurückliegenden Monaten so viele Erfahrungen im Jet gesammelt, dass er den Angriff mitfliegen durfte. Die Abwehrgeschütze der Japaner erwischten neun US-Kampfbomber, acht Piloten kamen in Gefangenschaft. Doch was war mit dem neunten? Beim verschollenen Mann handelte es sich tatsächlich um: George Bush. Das hatte viel mit Glück zu tun, aber ebenso mit Geschick.
Bush reagierte wie ein alter Hase
George Bush war erst 20, aber er verhielt sich wie ein militärischer Profi. So schaffte er es, sein getroffenes Flugzeug weiter von der Insel weg notzuwassern als die acht Kameraden. Diese wurden von japanischen Schnellbooten aus dem Ozean gezogen und gefangen genommen. Bush hatte trotz einiger Verletzungen die Kraft, aus dem Flugzeug zu klettern und eine Rettungsinsel ins Wasser zu werfen. Dennoch jagten ihn die Japaner mit ihren Booten, als amerikanische Bomber eintrafen und die Feinde durch Beschuss zurückdrängten. Schlussendlich rettete das U-Boot USS Finback den kommenden Präsidenten.
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Zu diesem Zeitpunkt sollte noch keiner in George Bushs Division ahnen, was die acht gefangenen Kameraden würden durchmachen müssen. Erst in einem Prozess zwei Jahre später kamen die Details ans Licht – Details aus der Hölle. Und dieses Inferno verantwortete Yoshio Tachibana, Generalleutnant der Kaiserlichen Japanischen Armee und Kommandant von Chichijima. Während George Bush in Sicherheit war, tat sich für seine acht Kameraden ein unfassbarer Abgrund auf.
Die Japaner folterten die US-Piloten – und aßen sie
Die japanischen Truppen waren wie in einem Blutrausch. Sie steckten die Amerikaner in Verließe und begannen, sie zu foltern. Bei vier der acht Gefangenen ließen es die Soldaten aus Nippon dabei bewenden. Die vier anderen hatten weniger Glück. Die Japaner folterten sie zu Tode – und aßen Teile ihrer Leichen, wie ein US-Kriegsgericht im Jahr 1947 feststellte. In einem Aufsehen erregenden Prozess klagten die Amerikaner 30 japanische Militärs an.
Fünf von ihnen wurden des Mordes für schuldig befunden, unter ihnen auch Generalleutnant Yoshio Tachibana. Die Amerikaner verurteilten ihn und seine Gefolgsleute zum Tod durch den Strang. Am 24. September 1947 vollstreckten die Kriegsgewinner (Japan hatte am 2. September 1945 kapituliert) das Urteil.
Und der Kannibalismus, dessen Tachibana und seine Leute begangen hatten? Der blieb ungesühnt. Das Internationale Recht sah zur damaligen Zeit dieses Verbrechen noch gar nicht vor. So blieb den Angehörigen der Opfer einzig und allein die Genugtuung, dass die Kriegsverbrecher wenigstens für die Folter und die Morde büßten. George Bush übrigens äußerte sich zu dieser Sache viele Jahre gar nicht. Er hatte 1945 drei Air Medals und die Presidential Unit Citation erhalten und flog noch ein paar Einsätze. Nach Japans Kapitulation entließ man ihn aus der US Army – natürlich ehrenhaft.
Was Bushs Kameraden psychisch durchgemacht haben in der Gefangenschaft, ist kaum vorstellbar. Eine schlimmere Vorstellung, als von Menschen gegessen zu werden, kann es eigentlich nicht geben. Was denkt ihr über dieses Thema? Diskutiert miteinander!
Das Titelbild (Wikipedia) zeigt George Bush als Kampfflieger der US Navy im Jahr 1944.