Als wichtigster Friedenspreis ist der Friedensnobelpreis eine der bedeutendsten Auszeichnungen überhaupt – vielleicht sogar die bedeutendste. Mahatma Gandhi, Inbegriff für Frieden und Dialog zwischen Menschen und Völkern, wurde fünf Mal nominiert. Den Preis erhielt er nie.
Der Friedensnobelpreis blieb dem Inder verwehrt
Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Revolutionär, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist. Das sind die Attribute, die Wikipedia für Mohandas Karamchand Gandhi – genannt Mahatma – im Köcher hat. Genau die letzte Bezeichnung, also die des Pazifisten, ist es, die sich in unseren Köpfen festgesetzt hat. Und die ihm den Friedensnobelpreis hätte einbringen müssen. Gleich fünf Mal wurde er dafür vorgeschlagen.
Das erste Mal 1937. Da lehnte das Komitee ihn ab, weil er „Freiheitskämpfer und Diktator, Idealist und Nationalist“ zugleich sei. 1938 und 1939 schlug Ole Colbjørnsen, ein norwegischer Abgeordneter der Arbeiterpartei, Gandhi noch einmal vor (Colbjørnsen tat dies auch 1937). Wieder wurde Gandhi abgelehnt, die Weltsicht des Komitees hatte sich in den zwei Jahren nicht entscheidend bewegt. Dass der Zeitgeist damals ein besonders miserabler Geselle war, zeigte sich daran, dass 1939 auch Hitler nominiert worden ist.
Rund um den Preis gibt es unzählige Kuriositäten
Die Idee dazu kam von E.G.C. Brandt, einem Abgeordneten aus Schweden. Allerdings zog er sie im gleichen Jahr noch zurück – mit der Begründung, sein Vorschlag sei sowieso nur ironisch gemeint gewesen. Dass im gleichen Jahr am 1. September der Zweite Weltkrieg mit Hitlers Überfall auf Polen begann, hätte die ironische Seite noch einmal besonders betont, wenn man böse sein möchte.
1973 indes gab es tatsächlich einen Sturm des Protests – der Preis ging an Henry Kissinger, den US-Außenminister. Begründung: Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Vietnam. Nur ein paar Jahre zuvor jedoch hatte Kissinger – natürlich völkerrechtswidrig – Regionen in Kambodscha großflächig bombardieren lassen. Ein Umstand, der dafür hätte sorgen müssen, dass ihm der Friedensnobelpreis für alle Zeiten verwehrt bleibt. Aber die Politik ist in solchen Fällen wohl leider vergesslich.
Manchmal ist die Verleihung auch eine Mahnung
Dass die Preisvergabe oft auch ein drohender Wink mit dem Finger ist, zeigte sich 2002. Als George W. Bush gerade daran werkelte, im Irak einzumarschieren, erhielt mit Jimmy Carter einer seiner Vorgänger den Friedensnobelpreis. Das konnte man als mahnendes Zeichen an die amerikanische Regierung sehen.
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Doch wie ging die Geschichte mit Mahatma Gandhi aus? Nicht mit einem Happy End. Erst 1947 stand er wieder auf der Liste der Nominierten. Doch mitten im indisch-pakistanischen Konflikt verzichtete das Komitee darauf, einer Person aus einem dieser Länder den Friedensnobelpreis zu überreichen. Leider übersah man dabei, dass es Gandhis Strategie des gewaltfreien Widerstands war, die im gleichen Jahr zum Ende der britischen Kolonialherrschaft in Indien führte.
Am 30. Januar 1948 wurde Mahatma Gandhi ermordet – zwei Tage, bevor die Nominierungsfrist für den Friedensnobelpreis ablief. Dieses Mal waren es viele Menschen, darunter die Quäker, die Gandhi noch einmal auf die Liste setzten. Allerdings konnte sich das Komitee nicht dazu durchringen, den Preis posthum zu verleihen. Den bekam 1948 stattdessen – gar niemand. Die Begründung des Komitees: es gebe keinen „geeigneten lebenden Kandidaten“.
Kurios, oder? Der Mann, der wie fast kein zweiter für Aussöhnung und Gewaltfreiheit stand, hat nie den Friedensnobelpreis erhalten. Kennt ihr ähnliche Seltsamkeiten? Viel Spaß beim gemeinsamen Diskutieren!
Titelbild: Die Medaille, Bestandteil des Friedensnobelpreises. Foto: Wikimedia/Mike Peel