Ein Blitz, der Sand zum Schmelzen bringt


Blitz schlägt ein

Was ist eigentlich ein Blitz? Klar, ein Pfeil oder ein Bogen aus Licht, der zwischen zwei Wolken oder zwischen Wolke und Erde entsteht, wirfst Du jetzt völlig richtig ein. Ein elektrischer Impuls, hervorgerufen durch Reibung; die Temperatur eines Blitzes liegt bei etwa 30.000 Grad. Zum Vergleich: die Oberfläche der Sonne bringt es auf gerade mal 6.000 Grad. Blitze sind in der Lage, Sand zum Schmelzen zu bringen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), die in Genf sitzt, hat nun neue Blitzrekorde veröffentlicht.

Der längste Blitz aller Zeiten?

In den vergangenen Jahren hat die Häufigkeit von schweren Wetterphänomenen – zumindest gefühlt – stark zugenommen. Kaum ein Sommer, in dem es nicht entweder zu schwerem Hochwasser oder zu langer Dürre kommt, und das mitten in Europa. Aber auch die Anzahl der Gewitter scheint stetig zuzunehmen. Dabei ist das natürlich nicht wirklich der Fall. Blitzeinschläge und Donnergrollen hat es auch in dieser Anhäufung schon immer gegeben. Früher haben wir es nur nicht so mitbekommen. Heute verbreiten sich Nachrichten über extremes Wetter einfach viel schneller.

Die Wetterbeobachtung ist dennoch eine notwendige Sache, um kurzfristige Vorhersagen machen oder langfristige Aussagen in Bezug auf das Klima machen zu können. Und was man so alles feststellt, wenn man das Wetter und all seine Ausprägungen beobachtet! Wer hätte denn gedacht, dass sich der längste je gemessene Blitz über 7,74 Sekunden am Himmel halten konnte? So geschehen im französischen Südosten am 30. August 2012. Durchaus unwahrscheinlich jedoch, dass es sich dabei um den längsten Blitz aller Zeiten gehandelt hat. Denn Blitze gibt es, seit die Erde eine Atmosphäre besitzt – und das ist seit 3,5 Milliarden Jahren der Fall.

Viele tausend Tote pro Jahr

Bitze fordern weltweit jährlich mehrere Tausend Menschenleben. Betroffen sind Regionen, in denen schwül-feuchte Luftmassen unterwegs sind, also die Tropen und die Subtropen zum Beispiel. Schwülwarme Luft ist wie Sprit für Gewitter und Blitze. Wer vom Blitz getroffen wird, stirbt nicht zwangsläufig, aber fast immer bleiben neurologische Schäden zurück. Wer einem langen Blitzschlag ausgesetzt wird, hat in der Regel keine Chance. Die Hochspannung bringt das Blut und die Gewebeflüssigkeit zum Kochen, und das ist letal.

Blitze schlagen auf der Erde ein
Blitze schlagen auf der Erde ein, Quelle: Wikipedia

Zu jedem Zeitpunkt toben zwischen 2.000 und 3.000 Gewitter auf der Erde, das bedeutet, dass pro Tag bis zu 30 Millionen Blitze entstehen. In Deutschland blitzt es etwa 1,3 bis 2,7 Millionen Mal im Jahr, im weltweiten Vergleich ist das extrem wenig. Unsere Vorstellung von Blitzen ist, dass sie aus dem mit schwarzen Gewitterwolken behangenen Himmel herunter auf die Erde zucken, aber das ist nur bedingt richtig. Wenn es immer so wäre, dann wären Blitze von fast acht Sekunden Dauer gar nicht möglich. Wie aber kommt es dazu?

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Ein Blitz schlägt nicht immer ein

Nicht jeder Blitz schlägt irgendwo auf der Erdkugel ein, wie es unsere gängige Vorstellung ist. In Wahrheit berührt nur einer von zehn Blitzen die Erde. Die restlichen 90 Prozent entstehen zwischen zwei Wolkenformationen. Und genau das sind die Blitze mit dem Potenzial für mehrere Sekunden – oder für eine extreme Distanz. In der Regel sind Blitze zwei, drei Kilometer lang. Doch es gibt Blitzstrahlen, die sich über eine viel weitere Entfernung ausbreiten.

Ein Blitz, der zwischen zwei Wolkenformationen entsteht. Er kann mehrere Sekunden andauern und mehrere hundert Kilometer lang werden.
Ein Blitz, der zwischen zwei Wolkenformationen entsteht. Er kann mehrere Sekunden andauern und mehrere hundert Kilometer lang werden. Bild: Wikipedia

In dieser Kategorie gibt es ebenfalls einen erstaunlichen Rekord zu vermelden. Am 20. Juni 2007 schoss ein Blitz über dem US-Staat Oklahoma quer über den Himmel – stolze 321 Kilometer lang! Doch auch hier dürfte die Messe nicht gelesen sein: Es ist äußerst wahrscheinlich, dass es Blitze gibt, die sich über eine deutlich größere Entfernung halten. Die Blitzerfassung sei immer noch lückenhaft, wie die WMO schreibt. Wie es aussieht, werden wir in den kommenden Jahren von vielen neuen Rekorden erfahren.

Kein Donner ohne Blitz: Wissenswertes über Gewitter

Warum donnert’s eigentlich, wenn irgendwo ein Gewitter niedergeht? Keinesfalls deswegen, weil Wolken gegeneinander rasseln, wie viele immer noch glauben. Nein, die extreme Hitze des Blitzes dehnt die Luft in Sekundenbruchteilen aus, dadurch entsteht der Donner. Ein Blitz bringt es – zumindest in der Luft – auf Spannungen von Hunderten Millionen Volt.

Gewitter entstehen zu jeder Jahreszeit, in unseren Breiten treten sie im Sommer jedoch deutlich häufiger auf. Wenn zwischen Blitz und Donner weniger als zehn Sekunden vergehen, ist der Blitz maximal drei Kilometer entfernt. Dann wird es langsam gefährlich. Jetzt solltest Du ein Gebäude oder ein Auto aufsuchen. Weg von Anhöhen, Bäumen und feuchtem Boden, den Regenschirm zusammenklappen und in die Hocke gehen ist jetzt wichtig – und Abstand zu anderen Menschen.


Warst Du schon mal während eines Gewitters in einer echt brenzligen Situation? Oder hast Du mal gigantische oder lang andauernde Blitze gesehen? Teil‘ uns und den anderen Lesern Deine Erfahrungen unbedingt mit – viel Spaß beim Diskutieren!

Quelle Titelbild: Wikipedia

Holger

Freier Journalist und Texter. Recherchiert und schreibt über alles, was nicht 08/15 ist und Eindruck hinterlässt. Ist gern unterwegs in der Weltgeschichte.

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