Joy Milne verfügt über die unglaubliche Fähigkeit, Parkinson am Geruch zu erkennen. Was zunächst wie Scharlatanerie klingt, scheint tatsächlich der Wahrheit zu entsprechen, da ein wissenschaftlicher Test durchgeführt wurde, bei dem sie eine 100-prozentige Trefferquote vorweisen konnte. Was das für die Medizin bedeuten könnte und was möglicherweise die Ursache für diese Gabe ist, erfahrt Ihr hier.
Joy Milnes Mann starb an Parkinson
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Niemand weiß, ob Joy Milne von Geburt an über diese besondere, fast übernatürlich wirkende Gabe verfügte. Sicher ist nur, dass es ihr tatsächlich möglich ist, die Krankheit Parkinson zu riechen. Natürlich war ihr das den größten Teil ihres Lebens gar nicht bewusst, aber das änderte sich, nachdem ihr Mann an der neurologischen Erkrankung zu leiden begann. Denn schon bevor sich die körperlichen und geistigen Einschränkungen aufgrund von Parkinson einstellten, veränderte sich sein Geruch, wie Joy heute erklärt.
Ihr Ehemann Les Milne war 45 als Parkinson bei ihm diagnostiziert wurde. Doch ohne es zu wissen, fiel ihr die Erkrankung schon viel früher auf. Wer verheiratet ist, weiß ganz genau wie der Ehepartner riecht und jeder Mensch besitzt seinen individuellen Eigengeruch. Doch genau dieser spezielle Geruch änderte sich bei Joys Mann schrittweise, was ihr aufgrund ihres ungewöhnlich feinen Geruchssinns nicht entging. Bis dahin dachte sie sich allerdings nichts dabei und nahm die Veränderung einfach hin. Erst Jahre später kam die vernichtende Diagnose, die das Leben des Ehepaars ändern sollte.
Zwanzig Jahre nachdem die Erkrankung festgestellt wurde, verlor die Australierin ihren Les. Nach der Diagnose hatten sie also trotzdem viele glückliche Jahre miteinander verbringen können und so hatte sie auch seinen Geruch über zwanzig Jahre lang in der Nase.
Der spezielle Geruch von Parkinson
Nach dem Tod ihres Mannes trat sie einer Selbsthilfegruppe für Parkinson-Opfer bei, also einer Gemeinschaft, die Erkrankten aber auch Angehörigen beim Umgang mit der Krankheit hilft. Als Joy Milne den Raum betrat, bemerkte sie sofort, dass der eigenwillige Geruch ihres Mannes in der Luft lag. Auch an den Mitgliedern der Gruppe konnte sie die Duftmarke erkennen, sodass ihr klar wurde, dass dieser Umstand irgendwie mit der Krankheit zusammenhängen musste.
Natürlich wollte Joy dieser Beobachtung genauer auf den Grund gehen, sodass sie eine Veranstaltung über die Parkinson-Forschung besuchte und dort den Forscher Dr. Tilo Kunath darauf ansprach. Aufgrund von Joy Milnes Fragen und der Schilderung ihrer Beobachtung lud er sie für einen Test an die Universität von Edinburgh ein.
Zur Überprüfung ihrer Fähigkeiten wurden ihr zwölf T-Shirts vorgelegt, wobei sechs von Parkinson-Patienten getragen wurden, während die übrigen sechs als Kontrollgruppe dienten. Joy ordnete dabei tatsächlich sechs Shirts richtig den Erkrankten zu, aber darüber hinaus auch ein siebtes. Die Forscher waren trotz des einen Fehlers sehr beeindruckt von dem Ergebnis, nicht wissend, dass sogar Numero Sieben richtig erkannt wurde. Denn acht Monate nachdem der Test stattfand, erhielt der Träger des Shirts ebenfalls die Parkinson-Diagnose, sodass Joys Trefferquote tatsächlich 100 Prozent betrug.
Joy Milne gibt Forschern neue Hoffnung
Das Problem bei Parkinson ist neben den Leiden der Patienten aus medizinischer Sicht vor allem die Diagnose, denn es gibt keine verlässliche Methode, um die Krankheit präzise festzustellen. Vielmehr werden die Symptome von Betroffenen untersucht sowie andere Krankheiten durch verschiedene Tests ausgeschlossen. Häufig ist es also ein langer Weg bis Patienten genau beziehungsweise annähernd genau wissen, was ihnen fehlt. Damit vergeht natürlich auch viel Zeit, in der wahrscheinlich nicht die richtigen Medikamente verabreicht werden, weshalb Parkinson-Patienten oft lange keine Linderung ihrer Beschwerden erfahren.
Die Fähigkeit von Joy Milne konnte der Forschung bereits neue Impulse liefern, um der Krankheit zukünftig besser auf die Schliche kommen zu können. Denn Wissenschaftlern der Edinburgh University ist es gelungen, zehn charakteristische Moleküle zu identifizieren, die für den charakteristischen Moschus-Geruch verantwortlich sein könnten. Bestätigt sich das, so könnte deren vermehrtes Auftreten auf der Haut von Patienten künftig als Indikator für die Krankheit gelten. Bis es hierfür aber verlässliche Grenzwerte gibt, werden sicher noch einige Jahre vergehen, doch immerhin gibt es nun Hoffnung auf eine bessere Erkennbarkeit.
Habt Ihr vielleicht ähnliche Beobachtungen bei Familienmitgliedern oder Freunden festgestellt? Oder kennt Ihr ähnlich skurrile Fähigkeiten? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!