Wettlauf zum Mars


wettlauf zum mars

Über 50 Jahre ist es her, dass Neil Armstrong die legendären Worte „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit“ aussprach. Damals lieferten sich die Russen mit den USA einen Wettlauf zum Mond, aus dem die Vereinigten Staaten als Sieger hervorgingen. Im Rennen, das sich aktuell abzeichnet, sind die Protagonisten hingegen nicht Staaten sondern Unternehmen. Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wer den Wettlauf zum Mars gewinnt.

Der Wettlauf zum Mars wird von drei Unternehmen ausgetragen

Boeing

Boeing-Vorstandschef Dennis Muillenburg ist der festen Überzeugung, dass die erste Rakete, die einen Menschen auf den Mars bringt, aus dem Hause Boeing stammen wird. Allerdings versucht das Luftfahrtunternehmen diesen Stein nicht allein auf den Berg zu rollen, sondern es arbeitet mit der NASA zusammen. Trotzdem wollen sie sich dafür reichlich Zeit nehmen. Erst Ende der 2030er Jahre will das Tandem diesen Versuch wagen.

So könnte die SLS Rakete aussehen, Quelle: NASA
So könnte die SLS Rakete aussehen, Quelle: NASA

An dem dafür vorgesehenen Raumschiff wird bereits getüftelt. Die NASA entwickelt ihre bisher kraftvollste Rakete, genannt Space Launch System. Sie soll sechs Menschen auf den Mars befördern und Entwicklungskosten in Höhe von etwa 60 Milliarden Dollar verschlingen. Hauptauftragnehmer dafür ist Boeing. Der erste unbemannte Test der Rakete ist für 2018 geplant. Menschen sollen sogar erst frühestens fünf Jahre später hinzukommen.

Abgesehen von der Konstruktion der Rakete sowie dem Zeitplan der Fertigstellung sind allerdings noch keine Details zum Ablauf einer möglichen Kolonisierung bekannt. Dennoch schätzt Muillenburg, dass Weltraum-Tourismus in einigen Jahrzehnten ein realistischer Markt für Boeing werden könnte.

SpaceX

Im Gegensatz zu Dennis Muillenburg sticht Visionär Elon Musk da schon deutlich eher der Hafer. Er plant schon 2025 den ersten Astronauten auf den Roten Planeten zu fliegen. Wenn man sich Boeings Zeithorizont vor Augen führt, schein das ein sehr ambitioniertes Ziel zu sein.

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Elon Musk
Elon Musk, Quelle: Wikipedia/Steve Jurvetson

Doch dass tollkühne Pläne für Musk und seine Ingenieure kein Problem darstellen, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Immerhin hatte anfangs auch niemand geglaubt, dass man Raketen wiederverwenden könne. Und dennoch hat er es mit SpaceX geschafft. Es gelang ihm, Raketenteile nach ihrem Abwurf sicher zu landen und die Ausflüge in die unendlichen Weiten somit kostengünstiger zu gestalten. Damit etablierte er SpaceX als ernstzunehmenden Konkurrenten im sonst monopolistischen Raumfahrtgeschäft. Rückschläge in Gestalt explodierender Raketen gab es freilich auch, doch die Zuverlässigkeit nimmt stetig zu.

Nach Elon Musks Ansicht ist die Wiederverwendbarkeit der Schlüssel zur Besiedlung fremder Planeten. Denn solch ein Unterfangen erfordert im Vorfeld gründliche Forschung auf dem Himmelskörper. Außerdem wird jede Menge Equipment benötigt, um es sich auf dem Mars so richtig gemütlich zu machen. Es werden also ohne Frage unzählige Flüge nötig sein, bis wir tatsächlich auf unserem äußeren Erdnachbarn landen können. Bezahlbar ist das also nur, wenn es gelingt, die Kosten zu reduzieren. Und genau das hat SpaceX getan. Eine vollständig wiederverwendbare Rakete könnte sogar zu Einsparungen um den Faktor 100 führen, schätzt Musk.

Das noch junge Raumfahrtunternehmen will 2018 mit den Flügen zum Mars beginnen. Alle zwei Jahre – immer dann, wenn sich die Planeten am nächsten sind – soll sich eine Rakete auf die lange Reise machen. Zunächst werden Erkundungsroboter, sogenannte Mars Rover, sowie zahlreiche Ausrüstungsgegenstände hin geflogen. Damit wäre SpaceX schon einmal das erste Unternehmen, das eine regelmäßig frequentierte Transportroute zwischen dem Mars und unserer Erde einrichtet.

Falcon 9 Rakete
Start einer Falcon 9 Rakete, Quelle: SpaceX

Den ersten dieser Transportflüge will SpaceX mit der Falcon Heavy genannten Rakete absolvieren. Sie soll über 27 Triebwerke verfügen und die Kraft von 18.747 Flugzeugen besitzen. Damit wäre sie die stärkste bislang gebaute Rakete. Die ungeheure Power ist auch nötig. Denn das geplante Dragon Raumschiff wird das größte Objekt sein, das je auf dem Mars gelandet wurde. Zwei Jahre nach der ersten Mission sollen sogar mindestens zwei solcher Raketen den Roten Planeten ansteuern. Und 2025 wird vielleicht tatsächlich der erste Mensch auf dem Mars wandeln können. Allerdings will Elon Musk nicht nur eine handvoll, sondern gleich 100 Kolonisten auf einmal befördern. Bon voyage.

Blue Origin

Ein weiterer Big Player bei diesem Rennen könnte Amazon-Gründer Jeff Bezos werden. Schon im Alter von 18 Jahren träumte er von der Besiedlung des Weltalls, wie das Handelsblatt berichtet. Als er 1982 von einer Lokalzeitung anlässlich seines High School Abschlusses als Jahrgangsbester interviewt wurde, verblüffte er die Reporter mit seiner Vorstellung von Weltraumkolonien für mehrere Millionen Menschen, Freizeitparks und Weltraumhotels.

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Doch zunächst arbeitet Blue Origin ebenso wie SpaceX an der Grundlage: der Wiederverwendbarkeit der wichtigsten Raketenelemente. Damit war das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen bereits erfolgreich. Die New Shepard Rakete absolvierte schon zahlreiche Testflüge und deren Antriebsbooster konnten mehrfach wiederverwendet werden. Allerdings ist die Rakete auch kleiner als die derzeit von SpaceX genutzte Falcon 9. Aufgrund der mangelnden Schubkraft erreicht sie nur ganz knapp den Orbit.

Blue Origin
Die New Glenn wird nur etwas kleiner als die Rakete der ersten Mondlandung, Quelle: Blue Origin

Bemannte Flüge sind mit der New Shepard bereits 2017 geplant. Und schon ein Jahr darauf sollen laut Bezos die ersten Weltraumtouristen ihren Flug in den Orbit antreten. Darüber hinaus wird an einer neuen, größeren Rakete gearbeitet, der New Glenn. Der zwei- bzw. dreistufige Flugkörper soll das Ausmaß von SpaceX‘ Heavy Falcon noch übersteigen und wird von Bezos als nächster Schritt zur Kolonisierung anderer Planeten beschrieben. Für Ende dieses Jahrzehnts ist der Jungfernflug angedacht.

Und spätestens seit der Präsentation von Rob Meyerson beim 67. International Astronautical Congress in Guadalajara in Mexiko ist klar, dass auch Blue Origin in Richtung des Roten Planeten schielt. Denn ein weiteres, noch nicht näher spezifiertes Projekt heißt New Armstrong. Laut Aussage des Präsidenten von Blue Origin wird diese Rakete der langfristigen Vision von Jeff Bezos gerecht. Menschen sollen zu verschiedenen Orten im All reisen können. Der Mond und der Mars gehörten dazu. Doch wann das soweit sein könnte, ließ er noch offen.


Was sagt Ihr zu den Raumfahrtplänen der drei Unternehmen? Glaubt Ihr, dass die Menschheit irgendwann eine multiplanetare Rasse wird? Und haltet Ihr Weltraum-Tourismus für realistisch oder erstrebenswert? Viel Spaß beim Diskutieren!

Quelle Titelbild: NASA

René

Mich faszinieren besonders politische sowie wirtschaftliche Zusammenhänge in der Welt. Dazu recherchiere ich gern selbst und werde euch die Früchte meiner Arbeit regelmäßig präsentieren. Außerdem liebe ich Filme, sodass ihr euch auch auf das ein oder andere Review freuen dürft.

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