Gegen einen Leierschwanz ist ein Papagei ein wahrer Waisenknabe. Denn während unsere bunt gefiederten Freunde meist nur menschliche Laute imitieren, hat der südostaustralische Vogel viel mehr zu bieten.
Der Leierschwanz und sein irres Repertoire
Man kennt das ja. Da schleicht man nichtsahnend durch den Urwald im australischen Bundesstaat New South Wales, plötzlich: BUMM! Eine gigantische Explosion mitten im Outback? Das Geräusch einer Vulkaneruption? Oder doch der Kanonenschlag eines verirrten Piratenschiffs, das vor der Küste kreuzt? Egal, erstmal weg hier, die Beine in die Hände genommen und ab dafür!
Nur ein paar Meter entfernt sitzt, gut getarnt, ein Leierschwanz-Männchen auf dem Waldboden und lacht sich scheckig. Wieder so einen ahnungslosen Touri angeschmiert, ha! Was meint dieser verweichlichte Europäer auch, hier durch die Flora trampeln zu müssen? Gleich mal so tun, als wäre irgendwo eine Bombe hochgegangen.
Ein echter Meister der Verstellung
So tickt der Leierschwanz natürlich nicht, aber andererseits hat er tatsächlich keine besonders große Lust auf menschliche Gesellschaft. Das scheue Federtier bietet sich dem Outback-Wanderer äußerst selten dar. Dabei ist er ein ziemlich auffälliger Gefährte mit seinem seltsam anmutenden Federkleid. Doch geschickt versteht er es, sich auf dem Boden nahezu unsichtbar zu machen. Nicht immer verplappert sich der Leierschwanz durch seine schamlose Imitation von Geräuschen jeder Art. Wirklich jeder Art. Er ist ein Meister der Verstellung.
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Der Vogel, der zur Nachtruhe oft auf einem erhöhten Bodenplatz pennt, hat offenbar ein brillantes Gedächtnis. Nahezu alle Geräusche, die er in seinem Leben je gehört hat, speichert er ab. Motoren, Schüsse, Instrumente, Kameraklicken, menschliche Stimmen genauso wie die Laute anderer Vögel und generell aller Tiere. Wenn es im südostaustralischen Wald also bellt, tollt nicht unbedingt ein Hund durchs Unterholz.
Warum kann der Leierschwanz das alles überhaupt?
Die Frage ist allerdings, warum der Leierschwanz eine solche breite Klaviatur der Geräusche beherrscht. Das Gedächtnis allein ist es nämlich nicht. Vielmehr ist sein Stimmorgan, die Syrinx bzw. der Stimmkopf, dafür verantwortlich. Dieser Körperteil ist bei keinem anderen Singvogel so ausgebildet wie bei unserem Freund aus Down Under. Das verschafft dem Federvieh einen großen Vorteil, nicht zuletzt in Sachen Überlebenskampf.
Ein potenzieller Fressfeind hat es nämlich gar nicht mehr so einfach, wenn nun der Leierschwanz einen gefährlichen Räuber mimt. Was soll der Angreifer da nur denken? Das Täuschungsmanöver geht so weit, dass sogar Menschen manchmal gar nicht bemerken, in wessen Nähe sie sich gerade befinden. Denn der Vogel schafft es nicht nur, andere Lebewesen täuschend echt nachzumachen. Nein, er ist auch dazu in der Lage, parallel mehrere andere Vogelarten zu imitieren. Wir Menschen können dem Theaterspiel nur auf die Schliche kommen, wenn wir Verdacht schöpfen. Nämlich den Verdacht, dass da vielleicht zu viele Vogelstimmen auf einmal vom gleichen Fleck kommen. Denn oftmals bemerken wir diese Vögel nur auf genau diesem Weg. Manchmal, so scheint es, treibt es die Natur mit der Scharade fast ein bisschen zu bunt.
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Quelle Titelbild: Wikimedia/Melburnian