In Deutschland ist eine ungewöhnliche Namensgebung bei Babys nicht so einfach möglich. In anderen Ländern kann es da schon wieder ganz anders aussehen. Beispielsweise gibt es in Venezuela Menschen, deren Vorname Superman, Hitler oder John Wayne lautet. Ein Mann in den USA hatte eine besonders eigenwillige Idee für seine beiden Söhne: Winner und Loser. Was wurde aus den beiden?
Winner und Loser
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Robert Lane war bereits Vater von fünf Kindern mit recht gewöhnlichen Vornamen. Doch offenbar beschlich ihn der Gedanke, dass die Namensgebung einen Einfluss auf die Zukunft des Kindes haben könnte. Welches Leben könnte ein Mensch mit einem echten Gewinnernamen wohl führen? Und so beschloss er 1958, seinen sechsten Sprössling Winner zu taufen.
Die Familie lebte zu dieser Zeit in einem geförderten Wohnprojekt im New Yorker Stadtteil Harlem. Nachdem Winner bereits drei Jahre auf der Welt war, stand erneut Nachwuchs ins Haus. Der Vater fragte seine älteste Tochter, welchen Namen er dem Baby geben soll. Sie antwortete, dass sie ja schon einen „Winner“ haben, also warum nicht „Loser“? Und so geschah es – obwohl Robert nicht unglücklich über das neue Leben war.
Beide Wuchsen in den Anlagen der Wagner Projects auf. Ihre Namen haben nie viel Aufsehen oder Spott unter den Kindern der Nachbarschaft erregt. Loser sagte später: „Als Kind weißt du nicht, dass es ein schlechter Name ist. Und später in der Schule kennt dich zwar jeder, aber es ist normal geworden.“
Das Leben des Winner Lane
Winner Lane hätte mit seinem herausstechenden Namen viel erreichen sollen. Doch genau das Gegenteil ist letztlich eingetreten. Woran es lag, lässt sich heute nicht mehr recherchieren. Jedenfalls geriet er früh auf die schiefe Bahn. Mit 19 Jahren beginnt seine kriminelle Karriere, als er im September 1977 wegen schwerer Körperverletzung erstmals festgenommen wurde.
Fünf Jahre später folgte dann die erste Verurteilung – er brach in ein Haus in Long Island ein. Danach kamen mit der Zeit über 30 weitere Straftaten und Vergehen hinzu: Schwarzfahren, häusliche Gewalt, unbefugtes Betreten, Widersetzung der Festnahme und Autodiebstähle.
Als er im April 1999 nach einem weiteren Autodiebstahl aus der Haft entlassen wurde, beging er erneut Einbruch und wurde daraufhin zu bis zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Heute lebt er als Obdachloser in New York und kommt gelegentlich in Einrichtungen für Bedürftige unter.
Das Leben des Loser Lane
Ungefähr zu der Zeit, als sein Bruder ins kriminelle Milieu abrutschte, bekam Loser Lane ein Stipendium für eine Prep School in Connecticut – eine Art Oberstufenschule zur Vorbereitung auf das sich anschließende College. Dafür zog es ihn ans Lafayette College in Pennsylvania, wo er als Footballspieler brillierte und erfolgreich abschloss.
Nach dem College ging er im Januar 1984 zum New York Police Department, unter anderem weil es sich seine Mutter sehr von ihm gewünscht hatte. Vielleicht lag das auch an dem schlechte Vorbild durch seinen großen Bruder.
Auf dem neuen Revier machte er keinen Hehl aus seinem ungewöhnlichen Namen. Doch seine Kollegen vermeiden ihn und nennen ihn stattdessen einfach nur Lou. Er konnte eine erfolgreiche Karriere hinlegen und wurde erst zum Detective und später sogar zum Sergeant befördert.
Getrennte Wege
Heute sehen sich die beiden Brüder kaum noch. Gelegentlich meldet sich Winner telefonisch bei Loser, wenn er mal wieder Geld braucht. Doch als Mann des Gesetzes versucht Loser den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken. Nahe stehen sie sich deshalb längst nicht mehr.
Warum die beiden Leben so gegensätzlich verliefen und darüber hinaus vom vermeintlichen Schicksal durch den eigenen Namen abwichen, ist kaum zu beantworten. Vielleicht hat der Erfolgsdruck aufgrund des Namens Winner in die Verzweiflung getrieben. Was meint Ihr zu der Geschichte?