Als Kirani James Olympiagold für Grenada holte


Kirani James Grenada ISTAF 2011

Grenada ist eine winzige Insel, die zu den Inseln über dem Winde und damit zu den Kleinen Antillen gehört. Im Westen funkelt die sonnendurchflutete Karibik, im Osten braust der Atlantik an die Gestade. Hier ist Kirani James zuhause. Wobei: Eigentlich ist er überall auf der Welt zuhause, wo man eine Stadionrunde laufen kann.

Grenada, so groß wie Malta

Wer sich die Mühe macht und ein bisschen zur Größe von Grenada recherchiert, kommt um Vergleiche nicht herum. Auf der Wikipedia-Liste der Staaten der Erde liegt das Eiland flächenmäßig auf Platz 13, wenn man von hinten zählt. Das nächstgrößere Land ist Malta, mit 389 Quadratkilometern aber schon mehr als zehn Prozent größer als Grenada (344). Abgesehen davon hat Malta fast viermal so viel Einwohner wie Grenada, das 108.000 Bürger zählte, Stand 2012.

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Malta hat bei Olympischen Spielen noch nie eine Medaille gewonnen. Grenada, das erst seit 1984 bei Olympia mitmachen darf, schon zwei. Silber 2016 in Rio, Gold 2012 in London. Beide Male über 400 Meter der Herren. Beide Male durch Kirani James.

Medaillen für Grenada, nicht nur bei Olympia

Für jeden souveränen Staat der Erde führt Wikipedia eine Liste über die olympische Geschichte. Bei Winterspielen sind noch keine Teilnehmer aus Grenada verzeichnet, bei Sommerspielen immerhin 53 bei neun Spielen. 2012 sprintete Kirani James also tatsächlich zu Olympiagold – und die Verehrung seiner Landleute wäre ihm damit schon sicher gewesen. 2016 hätte James das Kunststück fast wiederholt, allerdings wurde er da noch vom Südafrikaner Wayde van Niekerk abgefangen. Gegen dessen Weltrekordzeit von 43,03 Sekunden war James mit 43,76 chancenlos. Und das, obwohl er schneller war als bei seinem Olympiasieg in London, wo er noch 18 Hundertstel langsamer war.

Kirani James aus Grenada liegt in der Kurve noch hinten. Noch.
Olympia 2012. Kirani James aus Grenada liegt in der Kurve noch hinten. Noch, Quelle: Wikimedia/Citizen59

Dazu muss man wissen, dass der Mann aus Grenada bei seinem Goldlauf an der Themse noch keine 20 war. Ein Jahr zuvor bei der Leichtathletik-WM in Daegu siegte James auch schon – zwei Tage vor seinem 19. Geburtstag! Bei der WM in Peking 2015 holte er in 43,78 Sekunden immerhin Bronze. Unfassbare Zahlen für einen so jungen Mann. Das beste Alter für Sprinter beginnt eigentlich erst mit Mitte 20.

Volksheld in Grenada

Kirani James hat seine Laufzeiten über die Jahre immer verbessert. Waren es in Daegu noch 44,60 Sekunden und in London 43,94, so war er in Peking bei 43,78 angekommen. In Rio dann wie gesagt 43,76. Dass James nicht immer ganz vorn landete, lag hauptsächlich an einem Mann. Der nur drei Monate ältere Wayde van Niekerk hat sich noch stärker entwickelt. Aber eine bombastische Feier gab es für ihn nicht. In Südafrika sind Goldmedaillen nichts Besonderes.

Schon 2011 bei der WM in Daegu holte James Gold für Grenada
Schon 2011 bei der WM in Daegu holte James Gold für Grenada. Bild: Wikimedia/Erik van Leeuwen

In Grenada dafür schon. Kurz nach dem Olympiasieg veranstaltete sein Heimatland eine Parade für den Sprinter. Zudem belohnten ihn die Regierung und grenadische Banken mit 730.000 Ostkaribischen Dollar, nach heutigem Wert etwa 220.000 Euro. Die vielleicht größte Ehre: Im April 2017 erhielt das Nationalstadion in St. George einen neuen Namen. Es heißt jetzt Kirani James Athletic Stadium. Das muss man erstmal schaffen mit 25.


Hast Du auch Beispiele parat, bei denen Sportler für ein winziges Land Erfolge einfuhren? Lass es uns doch wissen. Kleiner Tipp: Jamaika und Usain Bolt zählen nicht!

Quelle Titelbild: Wikimedia/Andre Zehetbauer

Holger

Freier Journalist und Texter. Recherchiert und schreibt über alles, was nicht 08/15 ist und Eindruck hinterlässt. Ist gern unterwegs in der Weltgeschichte.

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