Wenn es um Sportarten geht, war der Mensch schon immer erfinderisch – und das nicht erst seit Stefan Raabs Wok-WM. Wirft man einen Blick in die Geschichte, so kann man allerlei skurrile Sportarten finden, wie beispielsweise das Oktopus-Wrestling. Allerdings erfreute es sich keiner so großen Beliebtheit wie das Fuchsprellen im 16. bis 18. Jahrhundert, bei dem Füchse bis zu sieben Meter in die Höhe katapultiert wurden. Was es mit dieser abscheulichen Sportart auf sich hatte, erfahrt Ihr hier.
Hals- und Beinbruch beim Fuchsprellen
Im 16. bis 18. Jahrhundert war in Europa eine Sportart populär, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Zu besonderen Anlässen trieb man an den Höfen Europas einen großen Aufwand, um eine Partie Fuchsprellen vorzubereiten. Seinerzeit waren diese Veranstaltungen ein wichtiger Bestandteil der Festkultur, sodass man bei den Festivitäten keine Kosten scheute.
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Die Arena
Zur Vorbereitung bauten die Bediensteten des Hofes die Arena auf, in der der ungleiche Kampf später stattfinden sollte. Dazu spannten sie große Tücher zwischen Pfosten oder Bäumen und stellten Wände auf, um das Areal abzugrenzen. So ergab sich eine umzäunte, längliche Fläche, die den späteren Jagdopfern genug Raum zum Rennen bot. Um die Härte des Bodens zu verringern, wurde die gesamte Fläche anschließend mit einer dicken Sandschicht überzogen. Denn nicht immer war der Untergrund aus weichem Erdboden. Teils wurde dieses Spiel auch auf gepflasterten Marktplätzen vorgeführt.
Im Anschluss bereitete man zuvor eingefangene Tiere als Beute vor. An der Stirnseite der länglichen Spielfläche wurden sie in Boxen gehalten, bis das schaurige Spektakel beginnen konnte. Als Opfer kamen dabei nicht nur Füchse in Betracht, wie der Name des Sports suggeriert. Auch Hasen, Marder, Dachse, Wildkatzen und sogar Otter dienten zuweilen der Belustigung der feinen Hofgesellschaft.
Der Spielablauf
Nach den aufwendigen Vorbereitungen gab ein Orchester anheizende Jagdmusik zum besten, wonach die Jäger einzogen. Stolz präsentierten sie ihre aufwendigen Kostüme, die sie stets beim Fuchsprellen trugen. Darauf folgten die eigentlichen Spielteilnehmern, meistens verheiratete oder unverheiratete Paare, sodass es sich keineswegs um einen reinen Männersport handelte. In ein oder mehreren Reihen positionierten sich die Paare gegenüber und hielten zwischen sich das Spielgerät: das sogenannte Prelltuch.
Sobald sich alle Teilnehmer in Stellung gebracht hatten wurden nacheinander die Boxen geöffnet, sodass die Füchse oder andere Tiere in die Arena rannten. Dort lauerten die Spielteilnehmer nur darauf, dass ein Opfer über das locker auf dem Boden liegende Tuch rannte. Dann zogen die Partner jeweils mit voller Kraft in ihrem Ende des Tuches. Dieses straffte sich dadurch so ruckartig, dass das arme Tier bis zu sieben Meter in die Höhe geschleudert werden konnte.
Durch den aufgeschütteten Sand brachen sich die Tiere häufig nicht sofort das Genick, sodass sie in ihrer Benommenheit weiter rannten und prompt in die Fänge des nächsten Prelltuchs gerieten. Infolge der vielen Stürze waren die bedauernswerten Opfer irgendwann bewegungsunfähig, entweder aufgrund von Knochenbrüchen oder Bewusstlosigkeit. Dann schritten die Jäger zur Tat und erlösten das leidende Tier.
Zweifelhafte Belustigung
Natürlich dachten die Höflinge kaum an die unsäglichen Schmerzen und die Todesangst der Tiere – stattdessen ergötzten sie sich an dem Schauspiel, das die Teilnehmer dem Publikum darboten. Man amüsierte sich aber nicht nur über die durch die Luft fliegenden Tiere, sondern auch über andere Showeinlagen. Denn gelegentlich ließ man Wildschweine frei, die sich manchmal unter den großen Reifröcken der Spielteilnehmerinnen verfingen und so für bunte Erheiterung sorgten.
Glücklicherweise kam man gegen Ende des 18. Jahrhunderts, nachdem die Aufklärung Einzug gehalten hatte, zu der Überzeugung, dass das Fuchsprellen ein Ende finden müsste. Nun könnte man die damalige Gesellschaft für den morbiden „Spaß“, den sie hatten, verurteilen. Doch ist die heutige Welt so viel weiter? Stierkämpfe, Zirkusvorstellungen, Elefantencamps, Seaworld-Shows und der Jagdsport ganz allgemein sind allesamt auch nicht viel besser.