In der vergangenen Woche machte die Google KI DeepMind Schlagzeilen, da es ihr gelungen war, Spieleklassiker von Atari wie Breakout selbst zu erlernen und erfolgreiche Spieltaktiken zu entwickeln und das ohne, dass man der künstlichen Intelligenz jemals vorher die Regeln erklärt hatte. Bei so einer Leistung haben wir uns das Unternehmen Google DeepMind genauer angeschaut und verraten euch, was sich hinter der künstlichen Intelligenz von Google verbirgt.
Google DeepMind zu Beginn noch ohne Google
Die Wiege der künstlichen Intelligenz DeepMind liegt in London. Dort gründeten die Informatiker und Neurowissenschaftler Demis Hassabis, Shane Legg and Mustafa Suleyman 2011 das Unternehmen DeepMind. Anders als bisherige KI’s wie z.B. von IBM oder Watson hat DeepMind kein vordefiniertes Ziel, was die künstliche Intelligenz flexibler im Einsatz macht. Nach Angaben der Entwickler erhoffte man sich jedoch einen Einsatz im Bereich des eCommerce und Gamings. Mehr ist über das mysteriöse Unternehmen aber leider nicht bekannt. Man glaubt, dass es bereits 50 Mitarbeiter hat, aber sichere Quellen gibt es für diese Aussage nicht.
Am 26. Januar 2014 wurde auf der Website Re/Code bekanntgegeben, dass Google das Unternehmen DeepMind kaufen wird. Ein angeblicher anderer Interessent an dem Entwicklerbüro für künstliche Intelligenz soll das soziale Netzwerk Facebook gewesen sein. Man schätzt den Kaufwert, den Google für DeepMind zahlte, auf mindestens 400 Millionen Dollar. Genauere Angaben sind allerdings nicht bekannt. Um die Zugehörigkeit zum Googlekonzern besser herauszustellen, entschied man sich dafür, den Namen des Unternehmens von DeepMind in Google DeepMind umzuändern.
Was macht Google DeepMind anders?
Alle Entwickler von künstlichen Intelligenzen, wie auch die von DeepMind, setzen bei der Programmierung auf neuronale Netzwerke. D.h. man versucht ein künstliches Gehirn zu schaffen, das durch digitale Neuronenverbindungen funktioniert. Die künstliche Intelligenz entscheidet dann, wie stark die Verbindungen der digitalen Neuronen sein soll und schafft somit den Eindruck eines künstlichen Gehirns.
Google DeepMind versucht dieses Modell aber zu erweitern und greift hierfür auf die Ergebnisse des Psychologen George Miller aus den 1950er Jahren zurück. Dieser führte mit seinen Studenten eine Studie zur Arbeitsweise des Kurzzeitspeichers unseres Gehirns durch und kam dabei zu einem interessanten Ergebnis.
Das psychologische Experiment von George Miller
Nach George Miller ist der durchschnittliche Mensch in der Lage lediglich 7 Informationen im Kurzzeitgedächtnis zu speichern. Dabei spielt es keine Rolle, wie groß eine Information ist, solange sie als Gesamtpaket im Kurzzeitgedächtnis gespeichert wird. D.h. ein normaler Mensch ist in der Lage sich 7 einzelne Zahlen oder Buchstaben zu merken bzw. aber auch 7 Wörter sofern die einzelnen Buchstaben auch wirklich ein Wort ergeben.
Ein kleines Beispiel zum Experiment von George Miller:
Es ist einfach sich 7 Zahlen wie diese zu merken:
1, 5, 6, 4, 4, 8, 7
Genauso einfach ist es sich 7 Buchstaben zu merken:
G, B, J, I, L, M, J
Ergeben mehrere Buchstaben hintereinander ein Wort, kann man sich auch einfach 7 Wörter merken:
Buch, Wasser, Holz, Internet, Grün, Arzt, Sonne
Ergeben die Wörter sogar einen kurzen Satz bzw. eine Sinn gebende Wortgruppe, kann man sich auch davon 7 Stück merken:
blauer Himmel, großes Haus, weißes Pferd, schnelles Internet, saubere Luft, kaltes Wasser, schönes Buch
Erkennt das menschliche Gehirn aber keinen Zusammenhang zwischen den Daten, so fällt es uns schwer ebenfalls 7 Wörter aus 7 willkürlich gewählten Buchstaben zu merken wie z.B. diese hier:
XHSMA, DZSNAMA, IDOSPA, RZGHAB, EZGAFEB, PGKLE, QZGDHN
Miller kam also zu dem Ergebnis, dass das menschliche Gehirn dann mehr Informationen speichern kann, wenn es inhaltliche Zusammenhänge zwischen den Daten erkennt.
Google DeepMind ist eine Neuronale Turing Maschine
Bisher fiel es neuronalen Netzwerken schwer Zusammenhänge zwischen den Daten zu erkennen. Google DeepMind versucht dieses Problem nun durch das Integrieren eines externen Speichermediums zu umgehen und schafft somit die erste künstliche Intelligenz, die auch ein Kurzzeitgedächtnis besitzt. Somit können aktuelle Informationen mit bereits gespeicherten Informationen verglichen werden und Zusammenhänge hergestellt werden.
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Weil dieser Versuch eines neuronalen Netzwerks so stark von bisherigen künstlichen Intelligenzen abweicht, nennen die Entwickler von Google DeepMind ihre KI lieber neuronale Turing Maschine, benannt nach dem KI-Pionier Alan Turing, der für die Entschlüsselung von Enigma verantwortlich war. Anders als andere künstliche Intelligenzen kann Google DeepMind also nicht nur Daten verarbeiten, sondern die Ergebnisse auch abspeichern, um später wieder darauf zurückgreifen zu können.
Als Beispiel kann man sich die Fähigkeit, 20 Buchstaben zu kopieren, vorstellen. Herkömmliche KI’s können diese Fähigkeit erlernen aber können dann diese Erfahrung nicht auf 30 Buchstaben anwenden. Hierfür müsste die Fähigkeit wieder erneut erlernt werden. Aufgrund des externen Speichers kann Google DeepMind die Erfahrungen mit 20 Buchstaben nutzen und auf mehr Buchstaben anwenden, sodass Tests belegen konnten, dass die DeepMind KI problemlos auch noch 30 Buchstaben kopieren konnte. Bei 40 Buchstaben entstanden bereits erste Fehler und bei 100 Buchstaben war die Fehlerquote stark angestiegen.
Ein Ethikrat muss her
Damit Google bei DeepMind einsteigen konnte, forderte die ursprünglichen Gründer der künstlichen Intelligenz, dass Google einen Ethikrat erhalten muss, in dem wichtige ethische Fragen in Bezug auf den Einsatz von Google DeepMind bzw. auch anderer Projekte wie Google Calico geklärt werden. Google stimmte dieser Forderung zu und wählte die ersten Mitglieder für den Ethikrat.
Geht es nach Internet-Pionier Elon Musk – Gründer von TeslaMotors, SpaceX und PayPal – ist die Einberufung eines Ethikrats aber noch nicht genug. Er sieht in der Entwicklung künstlicher Intelligenzen, wie auch bei Google DeepMind, eine große Gefahr für die Menschheit und ruft zur Vorsicht. Andere Technologie-Größen wie Mark Zuckerberg und Bill Gates raten ebenfalls zur Vorsicht, aber sehen die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen nicht so schnell voranschreiten wie Elon Musk.
Die Tatsache, dass ein Computer durch Google DeepMind aber gelernt hat alte Atari Videospiele zu spielen bzw. andere künstliche Intelligenzen durch YouTube-Videos bereits kochen gelernt haben, macht doch in gewissem Maße Angst vor der Zukunft. Schaut man sich dann noch die Entwicklung von Robotern – ebenfalls mit Boston Dynamics durch Google vorangetrieben – an, erinnert das ganze doch ein wenig an Terminator und die Entwicklung von Skynet. Natürlich befinden wir uns aktuell noch auf einem sehr einfachen Level der künstlichen Intelligenz, wenn wir über Spielklassiker von Atari sprechen aber bereits im Jahr 1997 konnte die künstliche Intelligenz von IBM – Deep Blue – beweisen, dass sie schlauer als der damalige Schachweltmeister Garry Kasparov war, als sie diesen im Schach besiegte.
Wofür kann Google DeepMind einsetzen?
Bei all der Schwarzmalerei vergisst man aber schnell auch die Vorteile, die Google DeepMind bzw. auch andere künstliche Intelligenzen mit sich bringen können. Noch ist zwar unklar wofür Google die künstliche Intelligenz DeepMind einsetzen will aber Experten gaben bereits Tipps hierfür ab.
So denkt man, dass Google DeepMind bei der Bewältigung der riesigen Datenflut von Nutzerdaten helfen soll. Google besitzt zwar schon zahlreiche Algorithmen, um alle Daten ihrer Nutzer auswerten zu können und somit die Platzierung von Werbung zielgerichteter zu gestalten aber das heißt noch lange nicht, dass es eine optimale Lösung ist.
Eine künstliche Intelligenz wie Google DeepMind könnte selbst versuchen einen optimalen Weg zur Auswertung der Nutzerdaten zu finden und somit die Platzierung der Google Werbung verbessern. Aber auch andere Dienste von Google können von DeepMind profitieren.
Besonders der Einsatz digitaler Assistenten wie Siri oder Google Now wird bei Smartphone Nutzern immer beliebter und genau hier könnte Google DeepMind hilfreich sein. Die KI könnte anhand der zugelieferten Nutzerdaten selbstständig erkennen, was der Nutzer in Zukunft plant und ihm daraufhin Lösungsvorschläge anbieten.
Google Now für iOS und Android
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Wer also immer 7 Uhr Morgens den Wecker stellt, könnte demnächst von Google Now eher geweckt werden, wenn die Verkehrslage den Weg zur Arbeit um eine Stunde verlängern würde. Oder wer arbeitslos wird und bei Google nach neuen Jobs sucht, könnte demnächst neue Jobangebote durch Google Now erhalten. Klingt vielleicht nach einem gläsernen Bürger aber ebenso auch nach einer Verbesserung der Google Dienste.
Ob und inwiefern man Dienste wie Google Now nutzt, ist natürlich jedem selbst überlassen. Selbstverständlich besteht das Szenario, dass Google DeepMind sich in ein reales Skynet verwandelt und alle Menschen töten will aber man sollte sich die Wahrscheinlichkeit dieser Möglichkeit überlegen. Stattdessen erscheint es doch viel wahrscheinlicher, dass künstliche Intelligenzen in Zukunft unser Leben wesentlich verbessern werden.
Wo Menschen bisher manuell nach Zusammenhängen bei Forschung suchen mussten, kann Google DeepMind in Zukunft wesentlich effektiver arbeiten und die Forschung insbesondere im Gesundheitsbereich schneller vorantreiben. Wer also auf ein Mittel gegen AIDS oder eine Heilung für Krebs wartet, kann sich bei Fortschritten von Google DeepMind auch indirekt über Fortschritte in der Medizin freuen. Wie lange es aber noch dauert, bis die künstliche Intelligenz auch für solche Zwecke eingesetzt wird, kann nicht gesagt werde. Vielleicht hilft sie aber bereits bei der Google Krebsforschung mit und wir wissen es nur noch nicht. Es bleibt also spannend, was die Zukunft für uns und künstliche Intelligenzen wie Google DeepMind bereithält.